Kapitel
8
|
Hier sollen die gemachten Erkenntnisse verarbeitet werden und Perspektiven für die nahe Zukunft aufgezeigt werden.
Nachdem der schlechte Ruf von LSD in den sechziger und siebziger Jahren es den Forschern und Ärzten unmöglich gemacht hatte, LSD ohne gesellschaftlichen Schaden zu nehmen, einzusetzen, hat sich die Lage bis heute wieder entspannt.
Die heutige Forschung beschäftigt sich weiterhin mit der Behandlung von Geisteskrankheiten, jedoch wird vor allem auch zur Ergründung neurologischer Prozesse und deren Bedeutung und zur Erforschung des Gehirns verwendet. Dieser Forschungsbereich hat sich mit der rasanten Weiterentwicklung der Technik neu eröffnet. Gerade dabei ist auch die von mir durchgeführte Bearbeitungsweise, die einfachsten Vorgänge zwischen Neuronen und Verhaltensweisen zu verknüpfen, wahrscheinlich von Nutzen. LSD scheint daher meiner Meinung nach ein potentes Hilfsmittel zur Erforschung des Gehirnes zu sein.
Eine Gefahr ist jedoch immer noch nicht gebannt: Wenn man LSD an Patienten einsetzten will, besteht immer noch die Gefahr einer unerwünschten psychologischen Nebenwirkung, die möglicherweise das Leben der Patienten gefährden könnte. Vermutlich ist es ein Hilfsmittel zur Erforschung psychischer Schäden, jedoch muss der Patient sorgfältig ausgewählt werden. Während der Behandlung muss dieser unbedingt überwacht und betreut werden. Man sollte sich vor einem Einsatz noch einmal genauestens fragen, ob ein wirklicher, positiver Effekt zu erzielen ist.
Der Konsum von LSD hat insgesamt abgenommen. Seine Verfügbarkeit ist zumindest in den USA angestiegen und viele Personen haben es schon einmal konsumiert (probiert). Jedoch gibt es nicht viele Langzeitkonsumenten. Die Popularität war in den sechziger Jahren deutlich höher. Die Gefährdung während eines Rausches ist so hoch, dass ich der Einordnung von LSD durch die Gesetzgeber neben Heroin, Opium,… nur zustimmen kann. Neben den gefährdenden Aspekten hat es jedoch auch positive: Es macht nicht abhängig. Diese Tatsache ist positiv zu bewerten, auch im Hinblick auf mögliche medizinische Versuche oder Anwendungen.
Religiöse Menschen können unter LSD-Einfluss nachgewiesenermaßen mystische, tiefreligiöse Erlebnisse haben. Zwar verhindert unser heutiges Wissen über die Wirkung von LSD, dass wir während des Rausches glauben, Gott leibhaftig vor uns zu sehen, doch sind wir anfälliger für den Glauben an Wunder oder eine Beeinflussung. Und von daher sehe ich eine der möglichen Gefahren: Sekten oder fanatische Glaubensgemeinschaften könnten LSD einsetzten, um Personen bestimmte Ideen zu suggerieren und sie einer bestimmten Sache glauben zu machen. Diese Personen könnten dann für Zwecke eingesetzt werden, die dem Eigennutz der Anführer der Gruppen dienen würde und in den seltensten Fällen legal wären.
In der Kunst hat LSD einen völlig neuen Stil geschaffen: Die farbenfrohen Eindrücke, die während eines Rauschzustandes auf jemanden eingeflossen sind und behalten wurden, können wieder visualisiert werden. Da die Eindrücke von Rausch zu Rausch und von Person zu Person grundverschieden sind, eröffnet sich ein weites Feld im Stil meist ähnlicher, im Inhalt doch stark unterschiedlicher Werke. Auch könnte man diese Art von Bildern, wenn sie von psychisch Kranken angefertigt worden sind, nutzen, um die Ursachen der psychischen Erkrankung zu finden und sie möglicherweise beseitigen.
Die Frage ob LSD der Ausdruck einer Bewegung war, ist leicht zu beantworten: Es hat eine neue Bewegung mitbegründet. Die Anhänger dieser psychedelischen Bewegung, die vor allem auf das Wirken von Timothy Leary zurückzuführen ist, identifizierten sich mit LSD.
Auch die zunehmende Abspaltung von der Gesellschaft ("turn out") und den Rückzug aus dem Sozialeben ist bezeichnend für die durch die LSD-Anhänger begründete LSD-Bewegung. Diese stellte sich noch entschiedener gegen die Gesellschaft und fand Zuspruch, indem sie politische Entscheidungen der Regierungen (z.B. den Vietnam-Krieg), die bezeichnend für die damalige Zeit waren, kritisierte.
Heute gibt es diese von der Anzahl ihrer Anhänger her starken Bewegungen nicht mehr. Oder sie präsentieren sich nicht mehr in der Öffentlichkeit, vielleicht existieren sie noch, aber im Verborgenen. Auch hat LSD heute nicht mehr die negative Presse, die vor allem auf Unfälle während des Rauschzustandes zurückzuführen ist. Die Benutzer von LSD hatten bald mehr Erfahrung und sind vorsichtiger geworden, sodass Unfälle unwahrscheinlicher wurden. Auch die Tatsache, dass man von einer Überdosis nicht direkt sterben kann und Redakteure nicht über Todesopfer schreiben können, hält die Popularität auf einem niedrigen Niveau, ganz im Gegensatz zu Geschichten über Heroin, Kokain, Haschisch oder XTC. Das Gesamtwissen über LSD ist so stark angestiegen, sodass auch Neulinge, gerade über das Internet, sich Informationen über ihr "erstes Mal" beschaffen können sodass Gefahren meist ausgeschlossen werden können.
Meiner Meinung nach wird die Rolle von LSD eine wichtige bleiben, es geht nicht vollständig im Sog der Geschichte unter. Zwar wird es vermutlich nicht die Popularität wie in den sechziger Jahren wiedererlangen, doch kann ich mir vorstellen, das es in medizinisch-wissenschaftlichen Bereichen der Forschung wieder eine größere Bedeutung als heute spielen wird. Und solange keine wirksamere psychoaktive Droge gefunden wird, wird LSD diesen Spitzenplatz behalten.
Andere Drogen schlagen schon heute einen ähnlichen Weg wie LSD seinerzeit ein, so findet XTC immer mehr Anhänger. Doch vermutlich wird so einen Boom wie im Falle LSD nie wieder geben.